
Facharbeit im Fach
Betriebssoziologie
MOBBING
(Psychokrieg zwischen
Arbeitskollegen/ Arbeitskolleginnen)
Verfasser
: Ferhun Kurt
Ort
: Bielefeld
Datum
: 29.04.1995
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Was versteht man nun unter
Mobbing?
3. Wo findet Mobbing statt?
3.1 Wer ist von Mobbing
betroffen?
3.2 Ursachen für Mobbing
3.3 Die Auswirkungen des Terrors
auf die Betroffenen
3.4 Welche
Bewältigungsmöglichkeiten hat ein Unternehmen, um sich vor
Mobbing-Terror schützen zu können?
3.5 Was kann man gegen
Mobbing-Terror tun?
3.6 Ratschläge für Mobbingopfer
4. Schlußwort
5. Literatur
1. Einleitung
„Mobbing“ - Noch vor wenigen
Jahren konnte kaum jemand etwas mit diesem Wort anfangen. Doch es
ist nicht zu übersehen, daß dieser Begriff in letzter Zeit durch
häufiges Präsens in den Medien zunehmend, auch mit Recht für
große Aufregung unter dem „Arbeitsvolk“ in jeder Branche und
sogar in jeder Abteilung gesorgt hat. Mobbing muß man sehr
ernst nehmen, das gilt für jeden Berufstätigen als auch für den,
der es werden möchte. Ärger, Spannungen und Konflikte gibt und
gab es schon immer in Betrieben; diese sind nicht vermeidbar. Man
darf jedoch Mobbing nicht mit dem üblichen, hin und wieder
auftretenden Ärger zwischen Kolleginnen und Kollegen vergleichen,
wenn diese auf faire Weise um eine bessere Position im Betrieb
konkurrieren, oder wenn der Chef /Vorgesetzte gelegentlich einen
Wutanfall bekommt.
Mobbing ist ein langanhaltender
Prozeß, der gezielt von einer Person oder mehreren auf einen
ausgesuchten Menschen ausgeübt wird.
2. Was versteht
man nun unter Mobbing?
Unter Mobbing (aus dem engl. Mob:
Pöbel) versteht man die verletzende Verhaltensweise gegenüber
Kollegen und Kolleginnen. Mobbing ist demzufolge das Anpöbeln
anderer Menschen. Im eigentlichen Sinne wurde das Wort „Mobbing“
von einem Verhaltensforscher, Konrad Lorens, benutzt um
aggressives Tierverhalten zu beschreiben. Seit etwa 5 Jahren wird
nun das Wort Mobbing auch für Opfer- Täterspiel der Menschen bei
der Arbeit (in den Firmen) benutzt.
Es sind nicht die einzelnen
Auseinandersetzungen und Konflikte, die bei jeder Zusammenarbeit
ab und zu mal hervortreten können gemeint, sondern das gezielte
Langezeit gesteuerte und systematische Vorgehensweise gegen
bestimmte Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter.
Mobbingopfer werden oftmals wegen
der Intensität und Dauer sowie der daraus resultierenden
psychischen Störungen zum Sozialfall.
Der kalte Krieg am Arbeitsplatz
kann grob in 3 Stufen gegliedert werden:
1. Einschränken der
Kommunikation
2. Angriff aufs Ansehen
einer Person und
3. Die Manipulation der
Aufgaben.
Nach wissenschaftlicher
Definition ist derjenige, der den Kontakt zu seinem Kollegen
abbricht oder nur noch schriftlich mit ihnen kommuniziert, wer
schlecht über einen Anderen redet, Gerüchte über ihn verbreitet,
wer Mitarbeitern ihre Arbeit entzieht oder ihnen sinnlose
Arbeiten überträgt ist ein „Mobber“.
Der Schwedische Psychiater Prof.
Heinz Leymann hat die Mobbinghandlungen, die er in seiner Studie
herausfand, in fünf Gruppen definiert, welche die Auswirkungen
auf Mobbingopfer beschreiben.
1. Angriffe
auf Möglichkeiten, sich mitzuteilen.
Damit wird das Opfer ständiger
Kritik ausgesetzt oder laufend angeschrieen.
2. Angriffe
auf die sozialen Beziehungen.
Hiermit wird das Ansehen der Opfer empfindlich geschädigt.
3. Angriffe
auf das soziale Ansehen.
Das Opfer wird durch
Beleidigungen, Klatsch und Intrigen diskriminiert.
4. Angriffe
auf die Qualität der Arbeit.
Dem Opfer werden damit kränkende,
beleidigende oder degradierende Arbeiten zugeteilt.
5. Angriffe
auf die Gesundheit.
Darunter zählen
sexuelle Belästigungen, Handgreiflichkeiten, Zwang zu
gesundheitsschädlicher Tätigkeit etc.
3. Wo findet
Mobbing statt?
Man kann den Ort des
Mobbinggeschehens nicht auf bestimmte Bereiche festlegen. Der
Psychokrieg am Arbeitsplatz findet überall statt, „in jeder Firma
und in jeder Branche“, wie klein sie auch sein mag. Kein Ort ist
vor Mobbing geschützt. Untersuchungen ergaben jedoch, daß mehr
Mobbingfälle in der Verwaltung vorkommen als in den
Produktionsbetrieben. Das liegt daran, daß die Problemfälle in
der Verwaltung wesentlich später erkannt und bekämpft werden als
in den Produktionsbetrieben.
3.1 Wer ist von Mobbing
betroffen?
Jeder Arbeitnehmerin und
Arbeitnehmer kann von Mobbinghandlungen betroffen sein. Besonders
gefährdet sind Ausländer, Behinderte und Frauen.
1. die Ausländer wegen ihrer
Nationalität, wenn sie zu einer Volksgruppe gehören, die einen
schlechten Ruf haben, (z. B. die Menschen aus Polen sind Diebe,
Römer und Sintis sind Zigeuner, die
Kurden sind Terroristen usw. wenn sie begabter sind als die
deutschen Kollegen und sie deshalb mehr Zuneigung von dem Vor-
gesetzten bekommen als die Anderen,
wenn sie weniger begabt sind als
man von ihnen erwartet, dann werden sie als faule und nutzlose
Ausländer bezeichnet.
2. die Behinderten werden
diskriminiert, weil sie ihr Arbeitswille aufgrund ihrer
Behinderung nicht voll nutzen können und deshalb den anderen nur
„im Wege stehen“.
3. Die Frauen werden z.B. Sexuell
belästigt, auch mit frauenfeindlichen Witzen beleidigt usw.
Prof. Leymann stellte in seinen
Untersuchungen zwei Unterschiede fest.
1. geschlechtsspezifische
Unterschied: die Frauen
fallen häufiger Mobbing zum Opfer als die Männer. Er hat in
seinen Untersuchungen auch festgestellt, daß die Frauen ihre
Opfer bei den Frauen und die Männer bei den Männern suchen.
2. arbeitsplatzspezifische
Unterschied: demnach
findet 4-5% der Mobbingshandlungen im Verwaltungsebenen und
dagegen nur 2-2,5% in Arbeitsstätten statt.
3.2 Ursachen für Mobbing
Der Auslöser für den Krieg am
Arbeitsplatz ist in den meisten Fällen ein banaler Streit
zwischen Kollegen. Natürlich führt nicht jede Kleinigkeit zum
Mobbing, wenn aber ein Streit nicht gleich auf friedlicher Weise
gelöst und kein einigender Kompromiß herbeigeführt wird, sondern
dieser beiseite geschoben wird, kann er in Kampf umschlagen.
Der Psychoterror weitet sich dann
allmählich aus.
Die Betroffenen wissen oft nicht
was ihnen vorgeworfen wird und weshalb man mit ihnen derart
unfair umgeht. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Weitere
Gründe für Mobbing können, z. B. zunehmender Leistungsdruck,
Konkurrenzdenken, Angst vor Arbeitsplatzverlust, unzureichende
Personalführung, auch Unterforderung oder Überforderung sein.
3.3 Die
Auswirkungen des Terrors auf die Betroffenen
Die Schäden, die die Mobbingopfer
davon tragen, sind
verheerend, ja sogar
unvorstellbar. Für die meisten Opfer hört der Mobbing auch dann
nicht auf, wenn sie bereits ihren Arbeitsplatz gekündigt haben
oder zwangsläufig räumen müßten, weil die Schäden weit aus größer
sind, als man glaubt. Mobbing führt zwangsläufig zu Schädigungen
und Beeinträchtigungen der Gesundheit. Denn, wenn die Seele
angegriffen wird, leidet auch der Körper, er reagiert mit
psychosomatischen Störungen und Erkrankungen, wie z. B.
Magenschleimhautentzündungen, Schlafproblemen,
Niedergeschlagenheit, Herzbeschwerden bis hin zu Rheuma und
Migräne. In der Spätphase kommt es darüber hinaus zu
Depressionen, Aggressionen und Tabletten-/ Alkoholmißbrauch. Sie
verkümmern schlimmstenfalls nicht nur sozial, sondern sie begehen
auch (laut wissenschaftlichen Untersuchungen) auch Selbstmord.
Mobbingopfer schaffen danach oft
den Wiedereinstieg ins Berufsleben nicht und sie werden zu
Sozialfall. Viele landen auch in den Psychiatriekliniken.
3.4
Welche Bewältigungsmöglichkeiten
hat ein Unternehmen um sich vor Mobbing-Terror schützen zu
können?
Wenn jemand innerhalb einer
Organisation von Mobbing-Terror bedroht wird, müssen gezielte
Maßnahmen getroffen werden, um den Opfer beistand zu leisten,
damit der Arbeitsfrieden wiederkehrt.
Beispiele: Durch spezielle
Seminarveranstaltungen, die die Mitarbeiter motivieren, und das
Bekämpfen der Mobbing den Vorgesetzten, dem Betriebsrat zur
wichtigsten Aufgabe machen.
Einzelkonflikte sofort bereinigen
und versuchen die Beteiligten zu versöhnen.
Durch regelmäßige
Betriebsversammlungen zeigen, daß solche Handlungen absolut nicht
geduldet werden usw.
3.5 Was kann man
gegen Mobbing-Terror tun?
Die beste Maßnahme gegen Mobbing
ist das Vorbeugen. „Vorbeugen ist besser als heilen“ heißt es
doch im Volksmunde. Nun gut, werden Sie sagen, nur wie kann man
das erreichen?
Um Mobbing im Vornherein
bekämpfen zu können oder es erst gar nicht fruchten zulassen
erfordert Maßnahmen Seitens der Betriebsleitung und der
Vorgesetzten.
Dies kann dadurch erreicht
werden, wenn die Vorgesetzten von Anfang an klarstellen, daß kein
Mobbing und dergleichen in der Firma geduldet wird. Die
Mitarbeiter müssen zu enger Zusammenarbeit motiviert werden. Es
muß weiterhin dafür gesorgt werden, daß die Atmosphäre am
Arbeitsplatz freundlich ist und die Arbeitsbedingungen für alle
gleichgestellt sind. Die Mitarbeiter sind dazu verpflichtet die
allgemeingültigen Regeln im Umgang miteinander anzuerkennen sowie
die Menschenwürde auch am Arbeitsplatz zu achten. Konflikte und
Reibereien sind nicht vermeidbar. Diese Kleinigkeiten sollten
jedoch sofort aus dem Weg geräumt werden, weil sie die Ideale
Grundlage für Mobbing darstellen. Sollte die Gefahr auf Mobbing
erkannt sein oder wenn jemand bereits davon betroffen ist, dann
sollte ein Vertrauensperson vorhanden sein, mit der man die
Angelegenheit in aller Ruhe besprechen kann. Jedem sollte die
Gelegenheit gegeben werden, um seine eigene Version vortragen zu
können. Die Geschäftsleitung müßte sich bei dem Betroffenen
umgehend entschuldigen und gleichzeitig klarmachen, daß weitere
derartigen Vorfälle nicht geduldet werden. Der oder die Täter
müssen mit Konsequenzen rechnen. Eine Versöhnung zwischen den
Konfliktparteien muß unbedingt herbeigeführt werden, wenn der
Arbeitsfrieden von Dauer sein sollte.
3.6 Ratschläge für Mobbingopfer
Man muß in der Lage sein, ständig
die Stimmung am Arbeitsplatz analysieren zu können. Dabei
sollte beachtet werden, was die anderen mit einen tun. Wenn man
bereits von Mobbing betroffen ist, sollte man lernen das
vorhandene Trauma zu verkraften. Das heißt, daß man lernen sollte
mit diesem Problem umzugehen. Alle Schuldgefühle müssen abgelegt
werden, z. B. das man sagt: „Es liegt nicht an mir, daß ich so
behandelt werde.“ Man sollte selbstsicher werden, gegebenenfalls
mit der Hilfe von fähigen Therapeuten. Dadurch kann ebenfalls das
Selbstbewußtsein gestärkt werden. Die Einstellung kann geändert
werden, um sich Mut zu machen auf die Vorwürfe gelassen zu
reagieren. Doch wenn man merkt, daß das Problem einem zu Last
wird, mit dem man nicht fertig wird und gegebenenfalls darunter
leiden könnte, sollte man, wenn es möglich ist die Arbeitsstelle
wechseln.
4. Schlußwort
Mobbing führt nicht nur dazu, daß
das Leben eines Menschen ruinieren wird, sondern auch, daß die
Betroffene psychisch krank und somit zum Sozialfall werden.
Mobbing-Opfer sind ständig mit sich selbst beschäftigt und fehlen
häufig von der Arbeit. Dadurch ist der Arbeitsalltag in einem
Unternehmen ständigen Unterbrechungen und Störungen ausgesetzt.
Die Existenz solcher Unternehmen ist bedroht und nicht von
Dauer.
Eine saubere Atmosphäre in einem
Betrieb ist nicht nur für die Motivation und der Gesundheit der
Mitarbeiter von größter Bedeutung, sondern auch für die Existenz
des Betriebes. Deshalb muß von der Arbeitgeber angefangen bis hin
zum Arbeitnehmer, dafür sorgen, daß die Stimmung am Arbeitsplatz
stimmt und Harmonie und kollegiale Zusammenarbeit in dem
Unternehmen herrscht.
Damit auf Dauer nicht nur die
Gesundheit und die Würde der Menschen bewahrt bleiben, sondern,
daß auch die Existenz der Firma und somit auch die Arbeitsplätze
gesichert bleiben.

In der
folgenden Auflistung sind 45 charakteristische Beispiele für
Mobbinghandlungen aufgelistet, die Prof. Leymann in seiner Studie
herausfand:
1. Angriffe auf
die Möglichkeit, sich mitzuteilen:
- Der Vorgesetzte schränkt die Möglichkeit
ein, sich zu äußern,
- man wird ständig unterbrochen,
- Kollegen schränken die Möglichkeit ein, sich zu
äußern,
- anschreien oder lautes schimpfen,
- ständige Kritik an der Arbeit,
- ständige Kritik am Privatleben,
- Telefonterror
- mündliche Drohungen,
- Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder
Gesten,
- Kontaktverweigerung durch Andeutungen, ohne daß man
etwas direkt ausspricht.
2.
Angriffe auf die sozialen Beziehungen:
- Man spricht nicht mehr mit dem Betroffenen,
- man läßt sich nicht ansprechen,
- Versetzung in einen Raum weitab von den Kollegen,
- den Arbeitskollegen wird verboten, den Betroffenen
anzusprechen,
- man wird „wie Luft“ behandelt.
3. Auswirkungen auf das soziale Ansehen:
-
Hinter dem Rücken des Betroffenen
wird schlecht über ihn gesprochen,
- man verbreitet
Gerüchte,
- man macht jemanden
lächerlich,
- man verdächtigt
jemanden, psychisch krank zu sein,
- man will jemanden zu
einer psychiatrischen Untersuchung zwingen,
- man macht sich über
eine Behinderung lustig,
- man imitiert den
Gang, die Stimme oder Gesten, um jemanden lächerlich zu ma
chen,
- man greift die
politische oder religiöse Einstellung an,
- man macht sich über
das Privatleben lustig,
- man macht sich über
die Nationalität lustig,
- man zwingt jemanden,
Arbeiten auszuführen, die das Selbstbewußtsein verletzen,
- man beurteilt den
Arbeitseinsatz in falscher und kränkender Weise,
- man stellt die
Entscheidungen des Betroffenen in Frage,
- man ruft ihm obszöne
Schimpfworte oder andere entwürdigende Ausdrücke nach,
- sexuelle Annäherungen
oder verbale sexuelle Angebote.
4. Angriffe auf die Qualität der Berufs-
und Lebenssituation:
-
Man weist dem
Betroffenen keine Arbeitsaufgaben zu,
- man nimmt ihm jede
Beschäftigung am Arbeitsplatz, so daß er sich nicht einmal
selbst Aufgaben ausdenken kann,
- man gibt ihm sinnlose
Arbeitsaufgaben,
- man gibt ihm ständig
neue Aufgaben,
- man gibt ihm
„kränkende“ Arbeitsaufgaben,
- man gibt dem
Betroffenen Arbeitsaufgaben, die seine Qualifikation übersteigen,
um ihn zu diskreditieren.
5. Angriffe auf die Gesundheit:
-
Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten,
- Androhung
körperlicher Gewalt,
- Anwendung leichter
Gewalt, zum Beispiel um jemandem einen „Denkzettel“ zu verpassen,
- körperliche
Mißhandlung,
- man verursacht Kosten
für den Betroffenen, um ihm zu schaden,
- man richtet
psychischen Schaden im Heim oder am Arbeitsplatz des Betroffenen
an,
- sexuelle
Handgreiflichkeiten
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