Kapitel Eins


 

Woher kommt das Wort “Êzîdî?“


 

“Ezdayî“; “Êzîdî“, Ized, oder “Jezidi“ bzw. “Yezidi, Jeziden und auch “Yeziden“, alle diese Wörter werden heute gebraucht um diese Religion zu bezeichnen. Das Wort Êzîdî ist die Ableitung von Êzdayî. Manche Êzîdî benutzen gelegentlich beide Namen für ihre Religion.

Eine andere Version ist, dass dieser Name erste Mal von Abraham benutzt würde und er damit die Êzîdî- Religion von heute bezeichnet habe. „Êzîd“ ist nach der Überzeugung der Gläubige auch eines der Namen Gottes. Also sie das Volk bzw. Anhänger, Anbeter Gottes sind.

Die Êzîdî glauben an einen Gott, der in ihrer Sprache Xwedê (Chuoede) heißt. Das Wort Xwedê ist kurdisch und bedeutet: »Der, der sich selbst erschaffen hat. «

Die Êzîdî glauben auch, dass Xwedê alles Irdische und Himmlische geschaffen habe, wobei die sieben Engel auf seiner Anordnung ihm tatkräftig behilflich waren. Diese Legende unterscheidet sich wenig von der Lehre, die auch von Christen, Juden und Moslems vertreten wird, nämlich, dass “nur ein Gott“ oder “Schöpfer“ gibt, der alles irdische und himmlische geschaffen habe. Damit nehmen auch die Êzîdî trotz der Jahrhunderter Verdrängung und Verfolgung durch die anderen  Monotheisten in ihren Reihen ihren Platz ein.

Die Êzîdî glauben, dass Gott nicht einen, sondern 1001 Gestallten und 1001 Namen hat. Sie erwähnen diese These in ihren Qawwl`s (Kaul = mündliche Überlieferungen) wie folgt:

 

»Xwedê yeka,            

Hezar û yek deng li xwe danaya  

Hezar û yek reng li xwe danaya.

Navê wî ye herî şerîn Xwedaya«

 

In vereinfachter Fassung, sagen manche auch:  

 

»Xwede yeka.

Hezar û yek denga

hezar û yek renga,

navê wî î herî şêrîn Xwedaya«

 

Das heißt wörtlich: Es gibt nur einen Gott (Schöpfer), er hat 1001 Rufe (Namen) und 1001 Farben (Gestalten) sein schönster,  lieblichster Name ist Selbstschöpfer.

 

Da es nur einen Gott gibt ist er auch alleiniger Herr für beide Welten, für Diesseits und für Jenseits. Damit ist er auch alleiniger Herr von der Hölle und Paradies. Man kann einfach sagen es gibt keinen anderen Schöpfer außer ihm und er ist der Herr über alles.

Nach Gott kommen bei den Êzîdî, im Gegensatz zu anderen Religionen der Welt, nicht die Propheten, (z. B. wie bei Moslems Mohammed, bei Christen Jesus, bei Juden Moses u. s. w.), sondern Engeln. Ihren Glauben nach, hat Gott, bevor er die Erde, den Himmel, das Leben und Vegetation erschaffen habe zunächst in sieben Tagen sieben Engel erschaffen. Der erste Engel, den er erschuf war der Engel Ezrayîl, der bei den Êzîdî auch „Taus î Melek“ heißt, und ihn stellte er über die anderen Sechs. Nach ihm erschuf er nach einander Derdayîl, Ezafîl, Mikayîl, Cibrayîl, Şifqayîl und Ezazîl.

Das sind die Namen, die von Êzîdî benutzt werden.

 

Bei Dr. Maximilian Bittner: „Die heiligen Bücher der Jeziden........“ Wien, 1913 heißt es:

 

·      „Der zuerst erschuf Gott aus seinem geliebten Schoße[1] eine weiße Perle und er erschuf einen Vogel, dem er den Namen Anfar beilegte, und die eine Perle legte er hin auf dessen Rücken und er saß vierzigtausend Jahre auf ihr.

·      „Der erste Tag, an welchem er erschuf, war der Sonntag; einen Engel erschuf er  (da), dem er den Namen Azraîl beilegte, nämlich den, welcher der Engel Pfau ist, welche der Große ihrer alle ist.

·      Am Montag erschuf er den Engel Dardaîl, welcher der Scheich Hassan ist.

·      Am Dienstag erschuf er den Engel Israfail, welcher der Scheich Šams ist.

·      Am Mittwoch erschuf er den Mikaîl, welcher der Scheich Abû-bakir ist.

·      Am Donnerstag erschuf er den Engel Ĵibraîl, welcher Sajjadîn ist.

·      Am Freitag erschuf er den Engel Šamnaîl, welcher Nasraddîn ist.

·      An Samstag erschuf er den Engel Tûraîl, welcher Faxraddin ist.

 


[1] Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine falsche Übersetzung, das kurdische Wort lautet „Sir“ und das heißt „Geist“ oder  auch „Heiligen Schein“. Das Wort „Schoße“ ist nach meiner Meinung eine falsche Interpretation.

 


 
 

Zurück    *    Home   *   Weiter

 
Top
© Niviskar:  Ferhun Kurt 

 

Die chronologische Geschichte einer leiderprobten, kleinen Religionsgemeinschaft

 

 

 


Einfuehrung des Autors


Einleitung


Kapitel Eins


Kapitel Zwei


Kapitel Drei


Kapitel Vier


Anhang